Der Märchendichter im sagenhaften Harz -

Hans Christian Andersen

Eine uralte westeuropäische Sagengestalt, die den Kindern abends Sand in die Augen streut und den Traum bringt, wurde durch den dänischen Dichter "Hans Christian Andersen" populär gemacht. Wo soll denn auch der Sand, den man sich am Morgen aus den Augen reibt her kommen? Den kann nur der "Sandmann" gebracht haben. "Der Sandmann" von Andersen unterscheidet noch zwischen artigen und unartigen Kindern. Im Gegensatz dazu behandelt der heutige alle Kinder gleich.

"Die Prinzessin auf der Erbse" ist keine
Hoteltesterin aus dem 19. Jahrhundert

"Die kleine Seejungfrau" ist keine Erfindung von Walt Disney.
Beides sind Märchenfiguren aus der Feder von "Hans Christian Andersen".
Hans Christian Andersen, am 2. April 1805 in Odense (auf der dänischen Insel Fünen) geboren, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Mutter war Waschfrau und anal-
phabetin und nur sein Vater (Schuhmacher) konnte lesen und schreiben. Er konnte seinem Sohn Märchen vorlesen. Andersen konnte auch nur die Armenschule besuchen. Sein vater starb früh und auch der zweite Mann seiner Mutter lebte nicht lange. Seine Mutter starb im Armenhaus.
Mit 14 jahren ging Hans Christian Andersen allein nach Kopenhagen. Er war überzeugt, dass er künstlerisch Erfolg haben könnte. Er war erst 17 Jahre als er zwei Theaterstücke am Königlichen Theater einreichte. Sie wurden zwar nicht gespielt, aber der der Direktor Jonas Colin wurde sein Vormund und verschafte ihm die Möglichkeit einer guten schu-
lischen Bildung. Er bestand das Abitur und auch an der Kopenhagener Uni bestand er ein Examen, das zum Studium berechtigte.
Einen ersten literarischen Erfolg, besonders auch in Deutschland, hatte er mit seinem Gedicht "Das sterbende Kind". da war er erst 21 Jahre alt. Deutschland nannte er später auch seine zweite Heimat. Hier hatte Hans Christian Andersen auch mit Romanen, Theaterstücken und vor allem mit seinen Märchen schon viel Erfolg, der ihm in seinem Heimatland noch versagt blieb. Mit dem weiter wachsenden literarischen Erfolgen fand Andersen Zugang zu europäischen Künstlerkreisen und er wurde dann auch vom Dänischen Königspaar eingeladen. Es folgte eine finanzielle Unterstützung durch den König und er erhielt sogar den zweithöchsten Orden des Landes.

Hans Christian Andersen etwa 62 jährig
Link aus:Wikipedia
Sein Aufstieg vom armen Schuhmachersohn zum erfolg-
reichen Literaten war märchenhaft. Sein ganzes Wesen wird aber als sehr wiedersprüchlich beschrieben. Das Charak-
terspektrum soll von eitel und aufbrausend bis feundlich und liebvoll gereicht haben.
Hans Christian Andersen starb am 4. August 1875 in Kopen-
hagen. Am Begräbnis nahm sogar der dänische König Christian IX. mit seiner Familie teil.
Reisen von "A" nach "B" war, wegen der damit verbundenen Strapazen, immer unan-
genehme. Ab Ende des 18. und dann im 19. Jahrhundert trat aber ein Wandel ein - man begann, die Flora, Fauna und auch die ganze Landschaft bewußt in Augenschein zu nehmen. Es begann damit sozusagen der Tourismus. Besonders die bildenden Künstler, wie Maler und Schriftsteller begannen zu reisen, sehr viel zu Fuß, um dann das Gesehene oder die daraus entstandenen Eindrücke zu Papier oder auf die Leinwand zu bringen. Der Harz, mit seinen jahrhunderte alten Sagen, Mythen und Legenden zog die Künstler beson-
ders an. Es kam alles, was Rang und Namen hat.
So ist es nicht verwunderlich, das auch Hans Christian Andersen eine Wanderung in dieser herrlichen Gegend unternahm. Er war viel in Deutschland unterweg und seine Harzreise 1831 begann, von Braunschweig kommend, in Goslar.
Schon im 19. Jahrhundert waren im goslarschen Bergwerk "Rammelsberg" Teile für Besucherführungen frei gegeben. Hans Christian Andersen schloß sich also einer Besuchergruppe an. Berge kannte er aus seiner Heimat nicht und auch kein Bergwerk. Er war nach dem Besuch von den krassen Unterschieden zwischen drinnen und draußen fasziniert. Die alte Kaiserstadt selber hat er natürlich auch in Augenschein genommen. Einige Jahre vor seinem Besuch hatte man aber den Kaiserdom wegen Baufälligkeit abgerissen und nur die Vorhalle blieb erhalten.
Von Goslar aus wanderte Andersen weiter in Richtung Ilsen-
burg. Unweigerlich kommt er dabei durch Oker. Auf Grund des regen Bergbaus im Harz standen hier früher viele Schmelz-
hütten und Andersen war, wie er schrieb, sehr beeindruckt.
Das Schloss der Wernigeröder/Stolbergischen Grafen, in Ilsenburg, hat Andersen als hübsch gelegen, aber schon etwas desolat empfunden.
Auch Hans Christian Andersen war vom Ilsestein mit der dazu gehörigen Sage und dem wildromantischen Ilsetal begeistert. Auf dem Weg zum Brocken konnte er hier seiner Fantasie freien Lauf lassen. Auf dem Brocke erinnern heute aber nur zwei Plaketten daran, dass Heinrich Heine und Johann Wolfgang von Goethe hier oben waren.
Die wenigsten von uns sind künstlerisch tätig und können Gesehenes bildlich oder literarisch widergeben. Aber ein Malerer oder Schriftsteller sieht alles mit anderen Augen. Ein besonderer Anziehungspunkt für Künstler war damals schon die Baumannshöhle. Heute werden mit ausgefeilter Beleuchtungs-
technik Stimmungsbilder in der Tropfsteinwelt erzeugt. Aber zu Zeiten, als unsere berühmten Künstler die Höhle besuchten, gab es nur die Beleuchtung mit Hilfe der damals gebräuchlichen Grubenlampe oder mit Fackeln. Das erzeugt natürlich noch ganz andere visuelle Eindrücke. Andersen hat sich dieses einzig-
artige Erlebnis nicht entgehen lassen.
Das Große Schloss von Blankenburg (hier eine Blick aus dem Barockpark hinauf) konnte Andersen nicht besichtigen. dafür war er aber auf der Ruine Regenstein und hielt sie auch als Skizze in seinem Notizbuch fest.
Die "Sage von der Teufelsmauer" war Hans Christian Andersen auch bekannt und so hat er sich natürlich auch den Ort des Geschehens selber angesehen.
Die bizarre Felslandschaft und die Überbleibsel der germanische Götterverehrung bringen dann zum Beispiel auch die "Sage von der Roßtrappe" hervor. Der "Hufabdruck" war natürlich auch für Andersen ein lohnendes Ziel.
Ein beliebter Tummelplatz für die künstlerische Fantasie sind Burgruinen. Im Vergleich zu heute, waren damals noch mehr Reste der Bebauung erhalten. Auf seiner Harzwanderung kam Hans Christian Andersen auch an der Burgruine Lauenburg, oberhalb von Stecklenberg vorüber. Sie war im 11. Jahrhundert eine der stärksten Reichsburgen.
Bevor Hans Christian Andersen nach Mägdesprung kam, machte er Station in Gernrode. Bis zur Reformation war das Kloster und die Kirche ein Reichsstift mit entsprechenden Privilegien. Danach wurde alles zum Teil landwirtschaftlich genutzt und war dem allmählichen Verfall preisgegeben. Die ganze Anlage war also zur Zeit der Durchreise von Andersen nicht unbedingt sehenswert.
1834 machte der Kunsthistoriker "Franz Theodor Kugler" auf die Bedeutung des Baus aufmerksam und der Kunsthistoriker "Ludwig Puttrich" bewegte "Herzog Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau" dazu, den Verfall zu stoppen und eine Restaurierung zu veranlassen. Grundlage für eine erste weitreichende Restaurierung waren die For-
schungen zur vorhandenen Bausubstanz und zur Baugeschichte von "Ferdinand von Quast".
Andersen wanderte weiter in Richtung Harzgerode. Er stieg auf den Ramberg und dann hinunter in das Selketal nach Mägdesprung. Er kam am Obelisk, der 1812 zu Ehren von "Fürst Friedrich Albrecht von Anhalt-Bernburg" errichtet wurde vorüber. Der Obelisk war baufällig und wurde 1976 abgerissen, nur der Stumpf blieb erhalten. 2012 wurde ein neuer Obelisk eingeweiht. Weiter ging sein Weg über die "Mägdetrappe" nach Alexisbad. Heute erinnert nur noch eine "Dennert-Tanne" daran, dass hier einst eine Trinkhalle des neue gegründeten Kurbades stand. Das flour-, jod- und eisenhaltige Wasser war gesund. Hans Christian Andersen wird es wohl auch probiert haben.
Die letzte Station Andersens im Harzgebirg war das Städtchen Harzgerode. Hier übernachtete er im ehe-
maligen "Hotel Weißes Roß". Im Bild das Rathaus, ein Neubau von 1900 an gleicher Stelle des Vorgängerbaus. Rechts im Hintergrund das ehemalige Hotel.
Heute kaum vorstellbar, aber auch Andersen hat in Harzgerode noch viel verbauten Marmor gesehen, der in der Umgebung gebrochen wurde.
Von Harzgerode brach Andersen zu seiner letzten Station der Harzreise, Eisleben, auf. Er wanderte die heutige B242 entlang und kam durch Klostermansfeld dann nach Eisleben. Er hat sich die Stadt angesehen und natürlich, da selber Protestant, das Geburtshaus von Martin Luther aufgesucht. Genächtigt hat Andersen im "Schafschen Gasthof", auf dem Bild aus dem Jahr 2000, das helle Gebäude in der Mitte.
Seine Reise ging dann noch weiter bis nach Leipzig.
Viele seiner Reiseeindrücke werden in einem kleinen Buch aus dem "Verlag Janos Stekovcs" zitiert.
"Auf den Spuren von Hans Christian Andersen - von Braunschweig nach Leipzig" ist unter der ISBN:978-3-89923-234-9 im Buchhandel erhältlich, oder direkt über den
Verlag .